Wie kann die Ernährungswende in Köln funktionieren? Achtzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft haben am 28. Juli 2017 im Bürgerzentrum Alte Feuerwache begonnen, einen Aktionsplan “Essbare Stadt” zu entwerfen. Das gemeinsame Gärtnern soll Menschen zusammenbringen, sie für Ernährungsfragen sensibilisieren – und die Stadt verändern.
Warum “Essbare Stadt?”
Der Duft von vollreifen Tomaten weht durch die Stadt. Es ist Sommer, und die Menschen, die über die grünen Plätze flanieren freuen sich über die Tomatenstauden, die Anwohner den Frühling über gehegt und gepflegt haben. Jetzt ist Erntezeit. So könnte Köln 2025 aussehen.
Schon heute wird in Köln an vielen Orten gemeinsam gegärtnert, schon heute erobern sich das Gemüse, Kräuter und Obst langsam ihren Weg zurück in die Stadt. Das urbane Gärtnern hat die Kraft nicht nur Mensch und Natur, sondern auch Mensch und Mensch einander wieder näher zu bringen. Die Essbare Stadt möchte genau diese Qualität verbreiten. Soziale und ökologische Nachhaltigkeit gehen in der Essbaren Stadt Hand in Hand.
Was genau ist die “Essbare Stadt”? Beim Vorbild, der Essbaren Stadt Andernach, geht es vor allem um Gemüseanbau in öffentlichen Grünflächen. Für Köln wurde auf dem Ersten Gipfel eine breitere Arbeitsdefinition vorgeschlagen:
„Erzeugung von Lebensmitteln für, von und mit Menschen in und aus der Stadt und dem städtischen Umfeld“.
Darunter fällt nicht nur der Anbau von Gemüse oder Obst in öffentlichen Grünanlagen – sondern auch Schul, KiTa oder Firmengärten, Kleingartenanlagen und Selbsterntegärten, urbane Imker, Projekte der Solidarischen Landwirtschaft, etc.
Auf zum Aktionsplan!
Jetzt haben der Ernährungsrat Köln und Umgebung und die Agora Köln einen Prozess angestoßen, der diese Bestrebungen in einem Aktionsplan “Essbare Stadt” bündeln soll.
Darin wird angestrebt Synergien zwischen den Initiativen zu schaffen, Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen zu vernetzen und Brücken zwischen Politik, Verwaltung und Interessierten Menschen aus der Zivilgesellschaft zu bauen.
Es geht darum, alte Errungenschaften, wie die vierzig verschiedenen innerstädtischen Streuobstwiesen, zu bewahren und neue Visionen zu entwickeln, wie Köln bis 2025 mit der Umsetzung von Essbare Stadt-Projekten einen Beitrag zu einer nachhaltigen Welt leisten kann.
Der erste Gipfel!
Am Freitag den 28. Juli trafen sich um die achtzig interessierte Bürgerinnen und Bürger zum ersten Gipfel „Essbare Stadt“ in der Alten Feuerwache, um die gemeinsame Arbeit am Aktionsplan zu beginnen.
Der Gipfel begann mit einem allgemeinen Kennenlernen und der Definition. Dann stellten Herr Dr. Bauer, stellvertretender Leiter des Grünflächenamtes, und Frau Betina Küchenhoff, vom Umwelt- und Verbraucherschutzamt, die verschiedenen Aktivitäten der Verwaltung sowie die politischen Beschlüsse zum Thema vor.
So hat die Stadt ein Fallobstwiesen-Kataster erstellt und neue Vereinbarungen zur Pflege der Wiesen getroffen. Im rechtsrheinischen Grüngürtel soll es “Gartenlabore” geben, die als Experiment die Anwohnerinnen und Anwohner der benachbarten Stadtviertel an den Gemüseanbau in der Stadt herangeführt werden.
Die Arbeitsgruppen
Nach den Impulsen ging es in die sieben Arbeitsgruppen – 45 Minuten wurden Positionen und erste Beispielziele erarbeitet.
Die erste Gruppe zum Anbau in öffentlichen (oder öffentlich zugänglichen) Grünanlagen diskutierte den Stand des öffentlichen Gärtners, und die Flächenpotentiale im öffentlichen Raum.
Eine zweite Arbeitsgruppe beschäftigte sich mit Gärten in Sozial- und Bildungseinrichtungen. So will sie Stadtkindern die Erzeugung von Lebensmitteln und dadurch die Verbindung zur Natur wieder näher zu bringen. Die Gruppe formulierte die Beispielziele, bis 2025 die Anzahl der Schulgärten zu verdoppeln und mehr Biodiversität in bestehende Gärten zu bringen.
Die Gruppe Urbane Gemeinschaftsgärten schlug vor, bis 2025 in jedem Veedel einen Gemeinschaftsgarten zu etablieren. Diese sollen nicht nur der ökologischen, sondern auch der sozialen Nachhaltigkeit im Veedel zugute kommen. In ihnen sollen Menschen mit verschiedensten Hintergründen zusammenfinden und ein gemeinsames Bewusstsein für die Wichtigkeit städtischen Grüns entwickeln. Außerdem soll eine Plattform geschaffen werden, auf der Menschen, die es nicht schaffen ihren eigenen Garten zu beackern, motivierte Gärtner ohne Garten zum Mitgärtnern finden können. So können Synergien zwischen Alt und Jung, zwischen Gartenlosen und Menschen mit großen Gartenflächen geschaffen werden.
Die Gruppe Selbsternteflächen und Solidarische Landwirtschaft schlug das Ziel vor, bis 2025 zusätzliche 100 Hektar Selbsterntefläche in Köln zu schaffen. Außerdem sollen bis dahin 25% der Landwirtschaftsbetriebe in und um Köln im Sinne des Modells der solidarischen Landwirtschaft partizipativ organisiert sein.
„Der Wandel beginnt im Kleinen“ stellte die Gruppe privates Gärtnern fest. Sie tritt für eine Stärkung des Selbstverständnisses ein, dass jeder einen Beitrag im Kleinen leisten kann und sollte. Ihre Vision von Köln 2025 ist, dass jeder Balkon begrünt ist.
Die Gruppe Firmengärten begann mit einer ersten Bestandsaufnahme von essbaren Firmengärten und Imkerprojekten in Köln.
Zudem wurden Ideen für neue Arbeitsgruppen diskutiert – zur Biodiversität in der Essbaren Stadt oder den Möglichkeiten, die Essbare Stadt mit Mitteln der Stadtplanung zu fördern.
Wie geht es weiter?
Der Gipfel war nur ein Startschuss. Die Arbeitsgruppen werden weiter zusammen arbeiten und bis zum Barcamp am 25. November Vorschläge ausarbeiten, wie sie die Essbare Stadt realisieren wollen. Diese Ideen werden dann im Aktionsplan „Essbare Stadt“ zusammengefügt – darunter auch Wünsche und Vorschläge, wie die Stadt die Initiativen unterstützen oder selber Aktionen umsetzen kann.
Wer Interesse hat in einer der Arbeitsgruppen mitzuwirken, ist herzlich willkommen! Meldet euch hier an – oder kontaktiert uns unter essbarestadt@agorakoeln.de.
[…] dem ersten Gipfeltreffen am 28. Juli haben die dort gebildeten Arbeitsgruppen bereits fleißig selbstständig an ihren Ideen […]