Für eine umwelt- und menschengerechte Mobilität im urbanen Raum und der Region ist eine möglichst gute Verknüpfbarkeit von Verkehrsmitteln essentiell. Grundvoraussetzung für die Verknüpfung von Verkehrsmitteln ist die Bereitschaft zur Multimodalität: Die Wahl der Verkehrsmittel wird je nach Vorhaben und Situation getroffen und ist nicht im Vorhinein festgelegt.
Menschen entscheiden nach ihren konkreten Bedürfnissen darüber, welche Verkehrsmittel sie nutzen und wie sie diese je nach Möglichkeit verknüpfen. Der Mobilität zu Fuß kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu, denn sie verbindet alle Verkehrsmittel, gleich ob Fahrrad, Auto oder Öffentlicher Verkehr. Stadtverträgliche, zügige, bequeme und preisgünstige Mobilität im urbanen Raum und der Region macht in vielen Fällen eine Verknüpfung von Verkehrsmitteln sinnvoll und notwendig. Es gilt daher, den NutzerInnen durch die Schaffung von entsprechenden Angeboten ein multi- und intermodales Mobilitätsverhalten zu ermöglichen.
Grundvoraussetzung für die Verknüpfung von Verkehrsmitteln ist die Bereitschaft der Menschen zur Multimodalität: Die Wahl der Verkehrsmittel wird je nach Vorhaben und Situation getroffen und ist nicht im Vorhinein festgelegt. Werden unterschiedliche Verkehrsmittel auch innerhalb eines Weges kombiniert genutzt, spricht man von Intermodalität bzw. der Verknüpfung von Verkehrsmitteln. Die Möglichkeit, Verkehrsmittel zu verknüpfen, kann durch aktives Handeln von Akteuren wie KVB, Stadt Köln, DB, Car- und Bikesharing-Anbietern verbessert werden, um den allseitigen Wechsel der Mobilitätsarten zu erleichtern oder erst möglich zu machen. Maßnahmen des Mobilitätsmanagements, den Einsatz zielgerichteter IT-gestützter Informationssysteme und die Verbesserung der baulichen Infrastruktur, erhöhen die Bereitschaft der Verkehrsteilnehmer zur Multi- und Intermodalität.
In der Ratsperiode bis 2019 sollen mit einem Aktionsprogramm zur Verkehrsmittelverknüpfung in einem neuen Kölner Stadtmobilitätsplan erste Weichenstellungen erreicht werden, die längerfristig die Mobilität umweltschonend sichern, indem sie die Freiheit zur Kombination der jeweils geeigneten Verkehrsmittel stärken. Schon in den 1980er-Jahren wurde für das Kölner Gesamtverkehrskonzept (GVK) der Anspruch formuliert, die Übergänge zwischen den ÖPNV-Angeboten fahrgastfreundlicher zu gestalten. Aber mehrere „Mobilitätsdrehscheiben“ wie z. B. am Hauptbahnhof, Südbahnhof oder Bahnhof Messe / Deutz sind immer noch weit davon entfernt – insbesondere auch beim Radverkehr an den Bahnhöfen.
Ausgehend von den erreichten Fortschritten bei barrierefreien Haltestellen in Köln und unter Nutzung der Leitlinien der NRW-Landespolitik zur Nahmobilität soll der öffentliche Raum für die aktive Mobilität zu Fuß und mit dem Rad einladend werden. Beim Thema Fahrradparken an Bahnstationen warten große planerische Herausforderungen. Es geht darum, mit mehr Radverkehrsangeboten auch zur Bewältigung der ÖPNV-Kapazitätsprobleme im Berufsverkehr und damit zu einem effizienteren Stadtverkehr beizutragen.
Gute Schnittstellen zwischen verschiedenen Fortbewegungsarten sowie CarSharing- und Bikesharing-Angebote sind nicht nur Fragen der innerstädtischen Mobilitätskultur, sondern sollen auch in den peripheren, bisher unterschiedlich autoabhängigen Stadtteilen entwickelt werden. Langfristig werden wir neue Verkehrsmittel wie unterschiedliche Elektrokleinfahrzeuge integrieren. Das soll angesichts der langen Lebensdauer von Straßeninfrastrukturen schon heute bei den täglichen Entscheidungen zur Straßenraumgestaltung eine stärkere Rolle spielen. Weitere Fragen, die schon heute relevant sind und in Zukunft an Brisanz gewinnen werden: Wo parken wir im Alter unseren Rollator vor der Haustür, so dass er sicher steht und nicht die Treppe hoch getragen werden muss? Wo am Arbeitsplatz und Bahnhof können wir auch teure Elektrofahrräder sicher abstellen? Wie entwickeln wir am Hauptbahnhof für den stark zunehmenden Fernbusverkehr ein Terminal als adäquate Visitenkarte Kölns für die Gäste in unserer Stadt? Wichtig ist für die längerfristige Planung auch die Aufwertung des Fußverkehrs. Dieser verbindet alle anderen Verkehre, denn der Ein- und Umstieg läuft immer zu Fuß (und ggf. mit Rollstuhl, Langstock, Rollator, etc.). Vor allem der ungehinderte Zugang zu den Haltestellen aus allen Richtungen ist daher ein Indikator für die Qualität der Verknüpfung verschiedener Verkehrsmittel.
Konkrete Maßnahmen
Intermodalität wird durch den Rat der Stadt Köln als eine der grundsätzlichen Leitlinien der Verkehrsplanung in der Stadt Köln festgesetzt und im Verkehrsentwicklungsplan niedergeschrieben. Es soll von den Wegen der BürgerInnen und nicht allein von den vermeintlichen Bedarfen der einzelnen Verkehrsmittel aus gedacht werden.
Bei den Planungen für eine zukunftsweisende Mobilität in Köln soll der Fokus nicht allein auf den (linksrheinischen) Innenstadtbezirken liegen. Neue Angebote sollen ebenso in den Kölner Randbezirken etabliert werden. Hierfür soll die Stadt die eigenen Betriebe und alle externen Akteure über Rahmenbedingungen dazu verpflichten, über eine Mischkalkulation ihre Angebote auch in betriebswirtschaftlich weniger attraktiven Bezirken anzubieten. Dies gilt bspw. für Verträge mit Anbietern von CarSharing- und Fahrradverleihangeboten.
Eine aktive Unterstützung des VRS, ein verkehrsmittelübergreifendes Mobilitätsplanungswerkzeug (z. B. Webseite, App usw.) einzukaufen bzw. bereitzustellen, ist eine wichtige Voraussetzung um einen einfachen Zugang für alle Nutzer zu erleichtern. Dieses Werkzeug soll nicht nur monomodal die Auswahl des passen den Verkehrsmittels ermöglichen, sondern intermodale Auskünfte erteilen, also sinnvolle Verknüpfungen zwischen den Verkehrsmitteln darstellen, sowie Preise und Buchungsmöglichkeiten für die einzelnen Abschnitte bereitstellen.
Alle Mobilitätsdienstleister (ÖPNV, Carsharer, Taxis, Fahrradverleihsysteme etc.), die in Köln aktiv sind, sollen ihre Fahrplandaten (Zeiten, Kosten etc.) und Standorte der Verkehrsmittel mit Hilfe einer möglichst einheitlichen Schnittstelle offen zur Verfügung stellen müssen.
Neue Verkehrsdienstleistungen wie CarSharing und Fahrradverleihsysteme können nur in Synergie mit einem guten ÖPNV erfolgreich sein. Busse und Bahnen bilden das Primärsystem, auf dessen Basis sich die neuen Angebote erfolgreich weiterentwickeln können.
Mobilstationen, die sämtliche Mobilitätsangebote räumlich und funktional miteinander vernetzen, können aufgrund ihrer Funktion und Präsenz im Stadtraum als gebauter Ausdruck einer neuen Mobilität fungieren und wesentliches Element eines zukunftsfähigen Mobilitätssystems darstellen. Mit dem ÖPNV als Ausgangspunkt können Mobilstationen in unterschiedlichen Hierarchiestufen (siehe Grafik) dazu beitragen, verschiedene Verkehrsträger miteinander zu verbinden, den Umweltverbund zu stärken und vor allem auch den öffentlichen Raum aufzuwerten. Die Arbeitsgruppe Verkehr für die Entwicklung von Strategien und Maßnahmen zur Aufnahme in den Klimaschutzplan NRW empfiehlt der Landesregierung, die rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen und die Kommunen zu fördern, um die Nutzung von CarSharing auszuweiten und optimal mit den Verkehrsträgern des Umweltverbundes (ÖPNV, Rad- und Fußverkehr) zu verknüpfen.
Quelle: Institut für Stadtplanung und Städtebau (Universität Duisburg-Essen) und BJP | Bläser Jansen Partner GbR, 2014
Die Einrichtung von Mobilstationen ist in Köln an mehreren Verknüpfungspunkten denkbar, z. B. könnte testweise eine am Bahnhof Ehrenfeld eingerichtet werden. Die Einrichtung verkehrsmittelübergreifender Mobilstationen wird außerdem als investive Klimaschutzmaßnahme im Rahmen der Kommunalrichtlinie des BMUB (2013) gefördert.
Die Synergieeffekte könnten bei folgenden Maßnahmen genutzt werden:
- Wo es möglich ist, sollen die Haltestellen bestehender Linien näher zusammen geführt und verknpüft werden, z. B.
- Südbahnhof/ Eifelwall
- Suevenstraße/ Severinsbrücke
- Köln-Buchforst/ U3,U4
- Bachemerstr./ Wiso-Fakultät
- Molktestraße/ Bahntrasse (S-Bahn-Ring)
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Beim Bau neuer Linien sollen die möglichen Verknüpfungspunkte in der Planung in den Vordergrund rücken, z. B. Neue S-Bahn mit den Verknüpfungspunkten Bonner Wall, Raiffeisenstraße, und bspw. Fuldaerstraße.
- Für Nutzer von Mitfahrbörsen sollen an den Bahnhaltestellen in der Nähe von Autobahnauf- bzw. abfahrten leicht erreichbare Haltemöglichkeiten geschaffen und deutlich sichtbar ausgewiesen werden.
Die Wege zwischen den verknüpften Verkehrsmitteln für zu Fuß Gehende müssen in Köln noch häufig verbessert werden. Folgende konkrete Maßnahmensollen hierfür durchgeführt werden:
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Anpassung der Ampelschaltungen, mit Fokus auf die Berücksichtigung der Intermodalität. Wenn Fußgänger zum Erreichen des Bahnsteigs die Straße überqueren müssen, schaltet die Fußgängerampel auf grün, noch bevor die Bahn einfährt. Dies kann dann im Zweifelsfall auch dazu führen, dass der Straßenverkehr länger warten muss, als bisher.
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Alle öffentlichen Verkehrsmittel sollen an allen Stationen barrierefrei zu erreichen sein. Siehe hierzu auch im Kapitel ÖPNV. Die Stadt Köln muss hier aktiv werden, Mittel bereit stellen und den Druck auf die Aufgabenträger erhöhen.
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Die Stadt Köln soll eine ideale Beschilderung der Wege zu und vor allem zwischen den einzelnen Verkehrsmitteln sicherstellen.
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Die Zugänglichkeit der Wege soll optimiert werden. Beispielsweise ist es sehr aufwändig bzw. mit großen Umwegen möglich, zu den Haltestellen Boltensternstraße/Kieler Str. oder Deutzer Freiheit zu gelangen.
Folgende Maßnahmen im Bereich Radverkehr sind auch für die Verbesserung der Verknüpfungsmöglichkeiten an den Verkehrsknotenpunkten entscheidend und sollten entsprechende an Haltestellen und Bahnhöfen mit erhöhter Priorität durchgeführt werden. Die einzelnen Maßnahmen werden im Kapitel zum Radverkehr ausführlich behandelt: Fahrradabstellanlagen, Entfernen von Fahrradleichen, Fahrrad-Werkstätten, Quartiersgaragen. Gerade am Kölner Hauptbahnhof gibt es hier noch starken Nachholbedarf. Auch hier muss die Stadt Druck auf die Deutsche Bahn AG ausüben.
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Die Neugestaltung des Breslauer Platzes birgt große Potenziale für die Verknüpfung von Verkehrsmitteln. Der freiwerdende Platz an Stelle des Musical Theaters soll für (unterirdische?) Fahrradabstellanlagen, einen Ausbau der Radstation, CarSharing-Parkplätze und vor allem für den Ausbau des Busterminals für den ÖPNV, aber explizit auch für das wachsende Angebot an Fernbuslinien genutzt werden. Der diskutierte Standort für das Fernbusterminal am Flughafen Köln-Bonn ist viel schlechter angebunden und zu weit entfernt von der Innenstadt.
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Auch bei der Planung der Radschnellwege gilt es, den Verknüpfungspunkten eine besondere Bedeutung beizumessen, beispielsweise sollte der Radschnellweg Frechen-Köln schon zu Beginn bis zum Südbahnhof und später z. B. bis zum Bahnhof Deutz fortgeführt werden und an bestehende P+R-Plätze (Haus Vorst) angebunden werden.
- Die Fahrradmitnahme in Bussen & Bahnen soll vereinfacht und die Kapazitäten sollen ausgebaut werden. So lange die Kapazitäten nicht ausreichen, soll das Mitführen von Fahrrädern nur in den Stoßzeiten kostenpflichtig sein. Außerdem wird eine bessere Ausstattung mit Fahrrad- und zukünftig auch Lasten radabteilen, breiten Türen und ebenerdigen Einstiegen benötigt.
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An den Bahnhöfen und Haltestellen, die ein hohes P+R-Potenzial haben, sollen Ladestationen für die Elektromobilität mit Strom aus erneuerbaren Energien installiert werden. Hier können dann z. B. Berufspendler ihre Elektrofahrzeuge aufladen, wenn sie zuhause in ihrem Mehrfamilienhaus nur unzureichende Lademöglichkeiten haben.
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Die Parkmöglichkeiten an den Verknüpfungspunkten sollen auch für weitere Verkehrsmittel erweitert werden, hierzu gehören Kinderwagen genauso wie Lastenfahrräder und auch Rollatoren.
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Die Haltestellen und Bahnhöfe sollen Möglichkeiten zur Gepäckaufbewahrung bieten, auch dies ermöglicht eine bessere Verknüpfung von Verkehrsmitteln, z. B. Gepäck vor der Arbeit einschließen, abends abholen und dann verreisen.
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An allen wichtigen Haltestellen und Bahnhöfen sollen kostenlose Toiletten installiert sein.
- Carsharing-Stationen sollen möglichst nah an den ÖPNV-Stationen bereitgestellt werden. Hierfür sollen bestehenden Parkplatzflächen in der Nähe der ÖPNV-Stationen umgewidmet und auch entsprechend beschildert werden.
Wir fordern die Förderung von Mitfahrgelegenheit von und zu Bahnhöfen durch spezielle Parkplätze und Sammelstationen für Mitfahrer je Richtung.
Die Stadt Köln soll weiterhin die Taxiunternehmen dazu verpflichten, Mitfahrten zu Bahnhöfen anzubieten. Die Umsetzung könnte über Smartphone-Applikationen erfolgen.
(Internationale) Vorbilder zum Handlungsfeld Verknüpfung von Verkehrsmitteln
- Mobilstationen und Reservierung für CarSharing im Straßenraum: Bremen setzt vorbildhaft auf Mobilitätsstationen – sogenannte Mobilpunkte und -pünktchen (Weitere Informationen siehe auch Gotz-Richter, M. 2013). Hier werden Verknüpfungspunkte für die verschiedenen Verkehrsträger gezielt aufgebaut und sichtbar im Straßenraum platziert. Offenburg und weitere Städte folgen dem Bremer Beispiel. Auch die Förderung von Mobilitätsstationen über die Kommunalrichtlinie des BMUB ist inspiriert durch die Bremer Mobil.punkte.
- Reservierung für CarSharing im Straßenraum in Berlin, Brüssel und London.
- Kopenhagen: Langfristige Orientierung auf den Radverkehr und die Qualität des öffentlichen Raums
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Vollautomatisches Fahrradparkhaus der Stadt Offenburg auf Basis des Smart-Auto-Towers am Offenburger Hauptbahnhof; seit Sommer 2013 in Betrieb.
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MeinRad in Mainz: Vorbildliches maßgeschneidertes BikeSharing des städtischen ÖPNV-Unternehmens
- Größere vorbildliche Fahrradstationen in den Niederlanden (Utrecht i.Pl., Houten, Groningen, Leiden, Haarlem, Alphen), auch in Malmö (i.V.m. Öresundbahn) und in der Schweiz (Luzern, Bern, Basel), in Deutschland in Münster, Göttingen und Kiel.
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Antwerpen und Utrecht: Städtische Parkraumbewirtschaftung hat den politischen Auftrag, das Fahrradparken in den Quartieren für die Anwohner zu verbessern. Die Finanzierung erfolgt über die Parkraumbewirtschaftung.
- Zürich: restriktives Pkw-Parken nach entsprechendem Referendum sowie vielfältige intermodale Lösungen – auch als Teil von Mobilitätsmanagement
- London: Kampagne für das Zufußgehen statt z. B. eine Station umzusteigen (Ride & Go). Es wurde das Fußgängerleitsystem “Legible London” entwickelt, welches zur Entlastung des ÖPNV und zur Gesundheitsförderung beiträgt. (Thiemann-Linden, Jörg 2013)
- Französisches neues Tramsystemen mit vorbildlichen Fahrradgemeinschaftsgaragen an den Endstellen
- Fernbusterminals vorbildlich in München, Hamburg und Hannover. Zentrale Omnibusbahnhofe (ZOB) sind große Schnittstellen an denen von vornherein die verkehrsmittelübergreifende Verknüpfung mitgedacht, -geplant und durchgeführt wird.