Am Samstag, 11.06.2022 hieß es wieder „Nachbarschaft macht Zukunft“, und zwar so richtig in echt, face to face. Verschiedenste Initiativen aus Köln gaben in knapp einstündigen Sessions Impulse für Engagement sowohl zu ökologischen als auch zu sozialen Themen. Realisiert wurde das dritte große Agora BarCamp in Kooperation mit der Stadtbibliothek sowie der VHS Köln, die überdies ihre großartigen Räumlichkeiten – den sprachraum sowie weitere Seminarräume – zur Verfügung stellten.
Ob ein eigenes Solarkraftwerk auf dem Balkon, eine dezentrale digitale Austauschplattform für die eigene Initiative, um Herr:in über die eigenen Daten zu werden oder die Organisation ohne Organisation: Das BarCamp #3 hat uns angesteckt – mit Ideen wie Nachbarschaft Zukunft gestaltet! In drei Sessionrunden konnten die Teilnehmenden gemeinsam Ansätze erarbeiten, Ideen generieren, netzwerken, inspiriert werden… und danach umso motivierter wieder in ihre Veedel ausschwärmen.
„Warte, da klingelt was!“
Wie wichtig dieser Raum für Austausch ist, zeigten die vielen „Ach, da kenne ich wen!“s. Denn zu vielen Herausforderungen, denen sich die einzelnen Initiativen stellen, gibt es bereits Lösungen. Um diese auch über den eigenen Kreis hinaus publik zu machen, ist Vernetzung essenziell. Auch gute Ideen können so Platz in vielen anderen Köpfen finden.
Und was kam dabei rum?
Apropos Ideen: „Ihr seid das Programm!“ ist das Prinzip bei BarCamps – so auch beim dritten großen Agora BarCamp im Projekt „Das Gute Leben in den Veedeln“. Dementsprechend kamen die Inhalte von den Teilnehmenden für die Teilnehmenden und konnten auch noch spontan angemeldet werden. In kurzen Sessionpitches galt es, Interessierte für den eigenen Beitrag zu gewinnen, bevor es dann in unterschiedlichen Räumen ans Diskutieren, Brainstormen und Austauschen ging.
Zum Vergrößern der Plakate einfach auf das Bild klicken!
Aktiv einbringen konnten sich Kölner:innen bei Projekten wie „Radeln ohne Alter“, bei dem Senior:innen mit dem Fahrrad durch ihre Stadtviertel oder zu Veranstaltungen gefahren werden. Gemeinsam wurde überlegt, wie auch Senior:innen, die nicht im Altenheim leben, angesprochen werden können.
Machbarschaft Petershof
In einem Brainstorming für die „Machbarschaft Petershof“ wurden Ideen entwickelt, um den alten Gutshof in Köln-Müngersdorf mit innovativen Wohnformen wiederzubeleben. Wer neugierig ist oder sich einbringen möchte: Jeden Freitag von 17 bis 19 Uhr lädt der Petershof zum offenen Hof ein!
Bei der Session der „Stadtführer*in“ wurde diskutiert, wie wir Care-Arbeit in der Nachbarschaft teilen können. Aus den zusammengetragenen Gedanken entsteht ein Beitrag für das finale Magazin des Projekts, das Perspektiven, Gefühle, Erinnerungen und Orte sichtbar macht, die auf konventionellen Stadtplänen nicht vorkommen. Du möchtest auch deine Perspektive dazu teilen? Es werden noch Beiträge gesucht!
Die Initiative Zukunftsrat lud zum Austausch über Bürger:innenräte ein. Erst kürzlich hat die Initiative über ein Crowdfunding den Startschuss für den Zukunftsrat Schule in Köln bekommen, um den Kölner Schüler:innen eine Stimme zu geben. Wer sonst als die Jugend sollte über unsere Zukunft entscheiden. Der erste offizielle Kölner Bürger:innenrat wurde übrigens bereits im Januar durch den Stadtrat beschlossen.
Die Session zur Einführung in dezentrale soziale Netzwerke (in Abgrenzung zu zentralen Netzwerken wie Facebook) wie das Fediverse konnte so begeistern, dass es in einer zweiten Session noch ein praktisches Erkunden von Alternativen zu Instagram, YouTube und Co. (wie z.B. Mastodon) gab. Wer auf der Suche nach einer sicheren, unabhängigen Kommunikationsplattform für die Veedelsvernetzung ist kann sich an an das allmendenetz.de wenden.
Die Agora Köln gab mit der Vorstellung des Werkzeugkoffers Input zu Nachbarschaftsaktionen und sammelte Feedback zu der Ideensammlung. Der Werkzeugkoffer ist eine analoge Version des Wikis, das kostenfrei auf der Agora-Website als pdf downloadbar ist.
VHS Köln
Die VHS stellte das gemeinsame Projekt mit der GAG in einem Wohngebiet in Porz vor, bei dem die Nachbar:innen gemeinsam ihr Gemüse auf einem kleinen Acker zwischen den Wohnblöcken anbauen; Frage der VHS war es, wie sie für solche und ähnliche Projekte breitere Zielgruppen gewinnen können.
Solaroffensive Köln
Die Solaroffensive Köln hatte Steckersolarkraftwerke im Gepäck. Da sie öffentlichkeitswirksam auf dem Josef-Haubrich-Hof ihr Solarpanel aufgestellt hatten, waren auch viele Passant*innen an der Technik interessiert. Eine Umfrage lieferte einen spannenden Überblick über die private Nutzung von Sonnenenergie der Teilnehmenden.
Initiative LebeVeedel
Die Initiative LebeVeedel von Bewohner*innen des Nippeser Clouth-Quartiers macht es sich zur Aufgabe das Neubauviertel lebenswerter zu gestalten, indem der motorisierte Verkehr eingeschränkt wird und Pkws aus dem Bild des Viertels zurückgedrängt werden. Dazu wurden verschiedenen Ansätze diskutiert wie eine Quartiersgarage oder Parkraumbewirtschaftung. Aber auch die Bekanntschaft der Initiative im eigenen Quartier stand im Fokus des gemeinschaftlichen Austauschs.
Poller Ideentausch
Die Session zur Open Source Nachbarschaft durch den Ideentausch vom Poller Ideentausch lieferte Denkanstöße zu offenen Vereinsstrukturen. Am 20.06.2022 bot auch das Jahrestreffen der Poller Nachbarschaft weitere Möglichkeiten zum Austausch für Interessierte.
Die Session des Wachsenrings und der WeltFriedAkademie fanden leider mangels Interesse nicht statt. So ist das bei einem BarCamp: Am Veranstaltungstag geht es darum, dass sich die Teilnehmenden damit beschäftigen, wo vor Ort die meiste „Energie gibt“, wozu sich die Meisten hingezogen fühlen. Das heißt nicht, dass ausgefallene Sessions generell weniger wichtige Themen behandeln. Viele Teilnehmende berichteten uns, dass sie sich nur schwer zwischen den angebotenen Sessions entscheiden konnten.
HIER findet ihr noch einmal die Dokumentation aller Ergebnisse des BarCamps im Detail!
Doch nicht nur für die Initiativen und Teilnehmenden selbst war das BarCamp #3 eine tolle Möglichkeit, den eigenen Horizont zu erweitern. Auch für uns als Agora sind die Erfahrungen und Erkenntnisse aus den Sessions eine wertvolle Bereicherung: wir wollen sie dokumentieren und im Rahmen des Projekts DGLIDV nutzen, um diese in die Öffentlichkeit zu tragen. Denn: das Gute Leben soll überall, von und für alle umgesetzt und erlebt werden können, im Großen wie im Kleinen!
Schön war‘s! Wir bedanken uns bei allen Initiativen, Teilnehmenden und Kooperationspartner:innen und freuen uns schon auf das BarCamp #4, das voraussichtlich im Herbst 2022 stattfinden wird.
Die Veranstaltung wurde als Teil des Projektes „Das Gute Leben in den Veedeln“ ausgerichtet. Das Projekt erhält eine Finanzierung von der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen sowie des Umwelt- und Verbraucherschutzamts der Stadt Köln.
Fotos: Katharina Merks